EMBMV Briefmarkenforum
Es ist noch kein Login erfolgt: Im Forum Registrieren und Login
Registrierung und Nutzung der Münzensammler und Briefmarken-Community ist kostenlos.
Menü öffnen und schließen

EMBMV: Die dritte Geburt der Briefmarke

Registrierung
Von 
Cusco
 am Uhr
Benutzername:
Cusco
Administrator
Avatar
Beiträge:
seit 22.10.2014
Mir Folgen ca. 17 Benutzer

» Themen Symbol Die dritte Geburt der Briefmarke #8498

Wenn Sie auf Ihre Biographie zurückschauen, dann werden Sie jede Menge Geburtstage finden. Der erste Schultag, der erste Ehe-Tag, der erste Tag bei der Bundeswehr und der erste Tag mit dem Auto und dem Führerschein. Menschen feiern diese Ereignisse auch mit der Familie. Weil das Leben und der Mensch ein sehr komplexer Vorgang sind. Der Vorteil ist - es ist nie langweilig. Genau so wie die Philatelie Millionen von Menschen begeistert seit Jahrhunderten, genau so vielfältig und bunt ist die Geschichte der Philatelie und der Post. Wir hatten in dieser Reihe "Geschichte der Briefmarke" schon dargestellt den ersten Geburtstag der Post: die Mächtigen wollen besser kommandieren können. Die zweite Geburtsstunde der Briefmarke fand in England statt. Rowland Hill verbesserte die Kommunikation des Einzelnen zu seinen Mitmenschen, um soziale Probleme zu lösen. Und nun sehen wir schon, diese zwei Systeme prallen aufeinander. Und deswegen kommen wir zur dritten Geburtsstunde der Post - der Zusammenfassung von zwei unterschiedlichen Kommunikationssystemen der Post. Im Jahr 1840 wurde die Post bürokratisiert. Und das System gilt heute noch. Sie erkennen die Parallelen zwischen Ihrer Biographie und der Biographie der Briefmarke. Im Prinzip haben wir nun den ersten Schultag: es gibt Regeln und Geradesitzen. Was war passiert? Schweiz und Brasilien kopierten das System von Sir Rowland Hill. Das andere System, Herrscher engagiert sich Kuriere, hat sich nicht durchgesetzt. Sondern die geniale Idee vom einheitlichen Tarif, der nur vom Gewicht abhängig ist, hat die Massen begeistert. Wer sind denn die Massen? Natürlich die Briefträger und die Lehrer. Denn dadurch, dass Sir Rowland Hill die Klassifikation erschaffen hat, also die Bürokratie für die Briefmarke, muss der Kunde sich nicht mehr entscheiden. Es gibt keine Diskussion mit den Postbeamten. Sie müssen ja verstehen, in einer Welt ohne Ordnung gewinnen die Starken und die Schwachen verlieren. Und das mögen auch die Starken. Das italienische Postsystem funktionierte darauf: wer viel Geld hat, hat viele Kuriere. Und das englische System ist demokratisch aufgebaut: jeder zahlt das selbe Porto. Am 1. Mai 1840 wurde in London diese Postreform beschlossen. Bis dahin hatte Sir Rowland Hill sein System, auch theoretisch, perfektioniert. Noch heute können Sie an einen Postschalter gehen, 20 Briefe in alle Welt schicken, auch mit Schmuck oder Fotos oder Münzen, und Sie werden gerecht abkassiert, wie die Menschen vor und hinter Ihnen in der Schlange. Und bereits im Jahre 1943 reisten die Schweizer in grossen Mengen nach England und studierten das Londoner Kommunikationssystem. Und schon bald wurden in den Kantonen Zürich und Genf das englische Postsystem übernommen. Interessanterweise lockten die Schweizer die Brasilianer nach Europa. Und schon 1845 gab es die ersten englischen Postkonzepte in Rio de Janeiro und ganz Brasilien. Damit Sie ein wenig in die Dimensionen schauen können: Brasilien, weit weg, hat eine Briefmarke. Aber erst 10 Jahre später, genau im Jahr 1852, hat Rom und Italien auch die Briefmarke übernommen. Interessant ist das, weil der Papst noch viel mehr auf Post angewiesen ist wie jede andere Regierung. Denn der Papst muss auch nach Brasilien schreiben. Er ist ja für die ganze Welt verantwortlich. Und nur ein Kardinal in Rom hat es dann übernommen, die Briefmarke einzuführen. Warum hat man sich in Rom 12 Jahre lang geweigert, auf Briefmarken umzusteigen? In Rom wurde darüber gestritten, wer denn auf die Briefmarke draufkommt. Deswegen hat man sich nicht geeinigt. Quergestellt hat sich vor allem Papst Pius IX. Er war Papst und wie sich das auch liest, die Leute wollen den Papst auch sehen. Und nun hat sich der Papst quergestellt, und hat sich geweigert, sein Wappen, oder sein Antlitz, zur Verfügung zu stellen. Wie Sie vielleicht wissen, ist auf jeder Briefmarke von England die Königin zu sehen, beziehungsweise der König. Auch heute noch, wenn in Asien oder sonstwo ein König stirbt, werden alle Briefmarken und Münzen eingestampft, und auf den neuen Briefmarken kommt das Bild vom neuen König, zum Beispiel vom Sohn. Warum hat sich Papst Pius IX. geweigert sein Bild auf der Briefmarke darstellen zu lassen? Er fand sein Wappen zu hässlich. Das päpstliche Wappen hatte damals wie auch heute die Schlüssel im Bild. Nach Meinung von Papst Pius IX. wäre so ein Bild viel zu monoton und dürfte den Leuten nicht zugemutet werden. Als Kompromiss hat man nach 12 Jahren bewusst eine besonders hässliche und einfache Marke auf den Markt gebracht. Zu sehen sind auf einem Bogen mit 25 Marken abgedruckte Stereotypen. 1867 wurden die Briefmarken überarbeitet in Rom. Damit die Briefmarken nicht mehr so hässlich aussehen, hat man nun die Wertangabe draufgedruckt, weil eine Zahl gibt dem Leser Halt. In unserem Geschichtsbuch steht: schon 2 Jahre später wurde das eingestampft, und die Briefmarken waren jetzt gezähnt auf Glanzpapier. Das sagt uns: Briefmarken wurden auf einmal benutzt. Also hat die Briefmarke in Rom ihren Erfolgszug angetreten als man den Preis der Marke draufdruckte. Und auch heute noch ist das DAS Kriterium. Wenn Sie von einer Dauerserie 10-Pfennig-Briefmarken haben, dann lächelt jeder. Haben Sie aber von der Serie die 2-DM-, und die 5-DM-Briefmarken, dann werden Sie aber bestaunt. Denn nun sieht das Stück Papier aus wie eine Aktie. Und wie immer in unserer glamourösen Welt: wenn es bunt wird, dann wird es gekauft und wird berühmt. Und in der nächsten Folge beschäftigen wir uns mit der Frage wie den ein Brief eine Grenze überschreitet. Denn die obigen Postsysteme in der Schweiz, in Brasilien, in England und in Rom haben nur eine Aufgabe: innerhalb der Familie, innerhalb der Regierung sich zu informieren, innerhalb der legalen Grenzen.

Quelle Mitglied @hbss

0 Daumen Hoch
Registrierung
Hinweis: Abbildungen von Objekten (z.B. Münzen und Briefmarken) entsprechen nicht der Originalgröße und Farben des Original-Objektes. Auch die allgemeine Gestaltung der Computer-Bilder können vom Original Objekt abweichen!

Rechtlicher Hinweis: Die Informationen auf dieser Webseite erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit!
11 Datenbankzugriffe, PHP-Speicherverbrauch 1357 KB in 0.1772 Cache Sekunden.
EMBMV
 
 
Seite melden
 
Die Sammler-Kataloge umfassen Bilderarchive, legen Sie persönlich fest, welche Personen auf EMBMV ihre Bilder einsehen, kaufen und herunterladen dürfen...
Hier werden keine Cookies angelegt. Schließung dieser Info bleibt jeder Webseite unbekannt.