EMBMV: Die Top Hitparade in der Philatelie
Cusco
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Die Top Hitparade in der Philatelie #8539
Natürlich fangen wir mit der Hitparade Top Nummer 1 an. Beim Fussball ist es das
3:2 von Wembley. Und in der Musik ist der größte Erfolg der Welt die
Livesendung der Beatles "Love, Love, Love", das auch in der kleinsten Buschhütte ohne
Strom gehört wurde. Und jetzt werden wir Sie in die ewigen Schätze der
Philatelie einführen, die auch tatsächlich einen realen Wert besitzen.
Auch außerhalb der Welt der Philatelie. Zum Beispiel für den
Wissenschaftler. Der Julius Cäsar der Briefmarkenwelt ist der
Bordeaux-Brief. Mindestens 4 Millionen Euro müssen Sie im Jahr 2017 dafür
hinlegen, um diesen Brief zu erwerben. Warum ist dieses Exemplar so wertvoll gesucht und wird
von tausenden von Menschen auch besichtigt, nicht nur im Internet? Vielleicht haben Sie ja, als Sie
den Artikel angeklickt haben, gehofft, dass die Mauritius jetzt erwähnt wird.
Weil fast jedes Schulkind kann mit dem Begriff "Mauritius" etwas anfangen. Auf
diesem legendären Umschlag finden wir die Rote Mauritius und die Blaue Mauritius.
Es ist das einzige Kuvert auf der Welt, das heute noch erhalten ist, mit beiden Briefmarken.
Wobei die Mauritiusmarken an sich auch zu den Edelsteinen der Philatelie schon
gehören. Falls Sie doch auf dem Dachboden so etwas finden würden, dann lassen
Sie sich sofort ein Disney-Märchenschloss von Ihrem Gewinn kaufen. Aber dieser Brief
lehrt uns einige Dinge. Auch in der Philatelie geht es nie um die Sache, sondern um die
Phantasie. Der Betrachter sieht nur ein Stück Papier, na und. Er bezahlt 4
Millionen Euro dafür, weil aus diesem Briefkuvert, also dem Bordeaux-Brief, eine Fülle von
Inspiration springt, weil man den Reisewert des Kuverts nachvollzieht jeden Tag. Klasse statt
Masse ist das Motto. Wenn Sie also einen Brief haben, der einen originellen Weg hinter sich
hat, der wird ganz bestimmt sehr wertvoll. Und da wir hier über Philatelie in der Praxis
sprechen - die Phantasien, die eine Briefmarke, und zwar jede Briefmarke der Welt, auf sich zieht,
wollen wir das auch beweisen im Alltag. Untersuchungen haben gezeigt, wenn Sie sich, als
einfacher Kunde der Post, oder als Mitarbeiter einer Firma, die Mühe machen, und beim Postamt
eine Briefmarke kaufen, und diese aufs Kuvert kleben, statt dem üblichen Freistempler, dann ist
die Chance, dass der Empfänger den Brief aufmacht und liest zehnmal so groß als ohne
Briefmarke. Vergessen Sie nicht, der Empfänger bekommt ja verschiedene Sondermarken
jeden Tag. Und wenn Sie mal Ihrem Kumpel zugucken, wenn er 30 Briefe aus dem Kasten holt: die
20 mit Freistempler wird er in die Ecke oder in den Papierkorb werfen und erstmal sich die Post mit
Briefmarken anschauen. Auch weil es keine langweilige Werbung ist. Und so kommen wir
zum Höhepunkt der Briefmarkenwelt als Briefmarke: One Penny Black. Die Marke erschien im
Jahr 1840 und war die erste Briefmarke der Welt. Am 6. Mai 1840 wurde in
Gross-Britannien, und, um es exakt zu sagen, die erste "klebende" Marke genutzt.
Heute, im 21. Jahrhundert ist die One Penny Black die am meisten gesuchte Briefmarke der
Welt. Auch hier gilt: Philatelie ist eine komplexe Wissenschaft. Denn warum ist die
Black Penny wertvoll geworden, wo es doch noch 68 Exemplare von ihr gibt. Auch hier gilt, wie
beim Ersttagsbrief, die Fantasie. Und diese macht die Preise. Übrigens, wenn Sie
mit der Börse an der Börse handeln - auch die Preise vom Gold sind nur Fantasie.
Die One Penny Black hatte einen Wert von einem Penny, und sie wurde mit schwarzer Farbe
gedruckt. Ab dem 1. Mai 1840 kam sie in den Handel, benutzt werden durfte sie ab dem
6. Mai. Wahrscheinlich sind knapp 100.000 Exemplare gedruckt worden.
Damals gab es keine Zähnung, die Marken wurden geschnitten. Man kann also auch ein
verschnittenes Exemplar erwischen, denn die Leute waren damals auch schon hektisch. Das Bild
zeigt das Profil der Königin Victoria, die von 1837 bis 1901 das englische Empire
beherrschte. Außerdem war sie eine der letzten Kaiser und Kaiserinnen. Wussten
Sie schon, auch als Philatelist sollten Sie es wissen, dass Victoria die Kaiserin von Indien
war. Und eventuell wird das Königshaus auch heute noch darauf anstoßen mit
Tee. In jedem Fall wurde auf den Briefmarken weder England noch Großbritannien noch
sonst eine Länderbezeichnung gedruckt. Damals in den Gazetten stand das auch: England
ist die Welt. Denken wir an Sir Francis Drake. Der Gag der Black Penny war, dass nur
der Absender Post bezahlte. Deswegen ist auch heute noch die Briefmarke so wertvoll, weil sie
eine Revolution des Finanzsystems darstellt. Deswegen müssen Sie, wegen dieser Black
Penny, selbst Facebook bezahlen, wenn Sie Ihren Kumpel anschreiben. Genau so müssen Sie
das Telefonat bezahlen, wenn Sie Ihren Chef anrufen. Und falls Sie Ihren Kollegen anmahnen
per Fax, den Traktor zurückzugeben, auch dann müssen Sie das Porto bezahlen, Dank Sir
Rowland Hill. Denn vor Rowland Hill und vor der Black Penny hat der Empfänger Porto
bezahlt. Und dann ging halt die Post Pleite. Weil zum Beispiel die Leute hatten keine
Lust, Rechnungen anzunehmen. Und so musste halt der Postbote kostenlos den Brief wieder
zurückbringen. All das ist in der Marke selbst vereint, auch die neuen Stahlplatten, die
letztlich ähnlich heute noch eingesetzt werden. Und noch eine Sache macht diese
Briefmarke so faszinierend: der Erfolg war so groß, dass den Leuten die Farbe ausgegangen
ist. Und so wurde ein Mischmasch von Penny Red und Penny Black und Druckplatten und rot und
schwarz umgesetzt. Wenn Sie also eine Black Penny von einer schwarzen Druckplatte kaufen,
dann ist das fantastisch. Wenn Sie aber die Black Penny, die von einer roten Druckplatte in
schwarz gedruckt wurde, finden, dann haben Sie den Jackpot. Die Sammler von heute hatten noch
dazu ein unverschämtes Glück. Nach einem Jahr wurde die Black Penny wieder
abgeschafft. Deswegen ist sie heute so wertvoll. Wäre die Queen bei der Black
Penny geblieben und jahrzehntelang würde diese von England benutzt, dann wäre eine Black
Penny heute ziemlich wertlos. Und noch ein Gedanke, den der Black Penny Interessent
hat. Wir sind in der Anfangsphase der Post, schließlich haben wir die erste Briefmarke,
also etwas Neues. Da Betrüger nix Neues sind, wie die Geschichte von Brutus lehrt, gibt
es auch jede Menge von den 68 Pennys, die falsche Stempel tragen. Die Leute haben den Stempel
entfernt und nochmal benutzt die Marke, was verboten ist. Und so macht man natürlich als
Anfänger noch einen Fehler: man stempelte einen schwarzen Stempel auf eine fast schwarze
Briefmarke, was ja kein Grundschüler hingekriegt hätte. Oder schreiben Sie mit
schwarzem Kuli auf schwarzem Papier? Wie oben erwähnt, bei Anfängern gibt es Chaos, und so
hat man die Penny Black aus dem Verkehr gezogen und die Penny Red in den Markt gebracht.
Jetzt war der schwarze Stempel auf rotem Bild gleich zu erkennen. Und um das Chaos
vollständig zu machen - eigentlich sollte die erste Briefmarke der Welt in Rot
erscheinen. Aber wegen technischer Probleme wurde dann zum Schwarz gewechselt. Und
wiederum ein Jahr später wurde die Marke rot. Vielleicht haben Sie jetzt eine kleine
Ahnung bekommen, was ein Wissenschaftler aus diesem kleinen Stück Papier, also der Black Penny,
und auch dem Bordeaux-Brief lernen kann. Nicht nur über die menschliche
Psyche.
Der Artikel stammt vom Mitglied @Hbss
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